Remington 7

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E. Remington & Sons

Eliphalet Remington (1793 – 1861) war der Gründervater der späteren Firma E. Remington & Sons (Bezeichnung der Firma ab 1845). 1 Aus einer einfachen Schmiede entwickelte sich eine Gewehrfabrik, die durch Regierungsaufträge, u.a. im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg wuchs. 2 Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861 – 65) begann die Firma zu diversifizieren und stieg 1870 ins Nähmaschinengeschäft ein. Die Fabrik befand sich in Ilion im Staat New York.

Sholes & Glidden Type-Writer

Ab ca. 1867 hatte Christopher Latham Sholes (1819–1890) zusammen mit Carlos Glidden (1834–1877) und dem Maschinisten Samuel W. Soulé (ca. 1800–1870) in Milwaukee in mehrjähriger Entwicklungsarbeit eine Type Writer, also Typenschreiber getaufte Schreibmaschine entwickelt. Finanzier und treibende Kraft für die Weiterentwicklung war der energische Investor James Densmore (1820–1889). Schliesslich brachte sich George Washington Newton Yost (1831–1895) in das Unternehmen ein, als 1873 der Schritt von der Erfindung und Entwicklung zur fabrikmässigen Herstellung getan wurde.

Yost konnte Philo Remington (1816–1889), den Sohn und nunmehrigen Geschäftsführer der E. Remington & Sons, 1873 für die die Produktion der Schreibmaschine gewinnen. Nach Anfangsschwierigkeiten, in denen das Projekt einzuschlafen drohte, wurde der Type-Writer vom Leiter der Nähmaschinenabteilung von Remington, William K. Jenne (1837–1918), unter Mitarbeit]ref]Im Nachruf von William K. Jenne in Remington Notes, Mai 1918, wird Jenne als “father of the typewriter” bezeichnet. “[The] inventor’s model was placed in the hands of Mr. Jenne for development. Mr. Jenne’s labors during the following year constitute his principal claim to fame. […] Under Mr. Jenne’s efforts the machine was reduced in size, improved in design, and developed into a model suitable for manufacture and sale.”[/ref] von Jefferson M. Clough und Byron A. Brooks (1845–1911) zur Produktionsreife entwickelt. 1874 kam sie als Sholes & Glidden Type-Writer in den Verkauf, der sich in den ersten Jahren aber noch schwierig gestaltete.

Minutes of the Fifth Annual Session of the Synod of Harrisburg, Bellefonte, 1874.

Remington Type-writer

Erst nach dem Tod von Carlos Glidden 1877 willigte dessen Witwe ein, dass die Maschine unter einem anderen Namen, Remington, verkauft werden durfte.

1879 kam das Modell 2 der Remington auf den Markt. Hauptverbesserung war dabei die Umschaltung. Während die Sholes & Glidden bzw. Remington 1 nur Grossbuchstaben schrieb, war am Modell 2 erstmals Gross- und Kleinschreibung verwirklicht. Des weiteren gab es ein Modell 3 mit breiterem Wagen, sowie ein vereinfachtes Modell 4, das wie die ursprüngliche Maschine nur in Grossbuchstaben schrieb.

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The American Shorthand Writer, June 1884.

1886 kauften die bisherigen Exclusivverkäufer Wyckoff, Seamans & Benedict die Marke, Herstellungsrechte und Fabrik von der Firma Remington, gründeten die Standard Typewriter Manufacturing Company und stellten die Remington Schreibmaschine nunmehr in Eigenregie her. 3

Ebenfalls 1886 kam Modell 5 auf dem Markt. Dieses war mit 42 statt mit 39 Tasten ausgestattet und erlaubte somit die Unterbringung weiterer Zeichen, wie sie etwa in Europa notwendig waren. 4 Abgelöst wurde Modell 5 in dieser Funktion ab 1896 vom Modell 7. Die Produktion der 5 wurde 1898 nach ca. 34’000 Exemplaren eingestellt. 5

Bildmarke aus einem Briefkopf 1894

Remington Standard No. 6 und 7

1894 begann die Produktion des Remington Modells 6, das viele Neuerungen brachte und ein riesiger Verkaufserfolg werden sollte. Robert Messenger hat vor einiger Zeit George B. Webb als wesentlichen Schöpfer des Modells 6 ausgemacht. 6 Ab 1896 wurde ein im Prinzip baugleiches Modell 7 verkauft, das aber mit 42 Tasten statt 38 Tasten ausgestattet war und wiederum hauptsächlich für den Verkauf in Europa gedacht war. Modell 7 sollte sich aber auch in Amerika durchsetzen, da zusätzliche Zeichen immer gebraucht werden konnten.

Remington 7, #5166. typewriters.ch collection

Die Produktpalette wurde später noch abgerundet: Es folgten 1897 das Modell 8 mit breiterem, auswechselbarem Wagen sowie 1903 das Modell 9 mit verbessertem Bewegungsmechanismus, auswechselbarem Wagen für fünf Grössen sowie 46 Tasten. 7 Ebenfalls 1903 wurde die bisherige Gesellschaft in die Remington Typewriter Company umgewandelt. 8

Modell 7 schreibt wie seine Vorgänger “blind”, das heißt die Typen schlagen von unten auf das Papier, wodurch das Geschriebene erst sichtbar wird, wenn man den Walzenteil aufklappt (oder nachdem man genügend Zeilen geschrieben hat und das Papier oben herauskommt). Daher die Bezeichnung “Unteranschlagmaschine”. Laut Ernst Martin war die No. 7 “wahrscheinlich die vollkommenste Unteranschlagmaschine überhaupt.” Martin rühmt deren Schreibschnelligkeit, Leichtigkeit des Anschlags und Dauerhaftigkeit. Remingtonmaschinen mit 30jähriger Dienstzeit seien keine Seltenheit gewesen. 9

Die Produktion war dem entsprechend sehr erfolgreich. Gemeinsam mit dem Schwestermodell 6 wurden ca. 429’000 Stück abgesetzt, wobei das Modell 7 mit 248’000 Exemplaren das erfolgreichere war. 10 Der Höhepunkt der Produktion war im Jahr 1903 mit ca. 28’000 Stück erreicht, die Produktion blieb aber bis 1908 auf sehr hohem Niveau, bevor sie recht abrupt abbrach. 11

Remington 7, #247055. typewriters.ch collection 2020.

Im Juli 1914 wurden die letzten Modelle 6 und 7 gefertigt. Auch die Modelle 8 und 9 hörten damals auf, womit die Produktion von Unterschlagmaschinen durch Remington nach fast 41 Jahren endete. Der Schreibmaschinenmarkt hatte sich schon längst radikal verändert, hauptsächlich durch das Aufkommen der “sichtbar” schreibenden Vorderanschlagmaschinen, deren Pionier die von Wagner entwickelte Underwood Maschine (ab 1896) war.  Remington war spät nachgezogen, hatte aber 1908 das sichtbar schreibende Modell 10 auf den Markt gebracht (deswegen der Einbruch der Produktionszahlen der blindschreibenden Modelle, s. oben).

Besonderheiten

  • Überraschend, wenn man die Maschine das erste Mal genauer inspiziert: die Tastenhebel sind aus Holz gefertigt.
  •  Ab 1896 wurden die Remington Maschinen mit der von George B. Webb entwickelten automatischen Farbbandumschaltung ausgestattet. “Das Band bewegt sich nicht nur von rechts nach links und umgekehrt, sondern zur Ausnützung der ganzen Bandbreite von 36 mm auch vor- und rückwärts.” 12
  • Die Remington 7 wurde auf Wunsch ab 1898 mit dem sogenannten Gorin-Tabulator ausgeliefert. Bei diesem Kolonnenstellersystem handelt es sich um einen 1896 von Frederick P. Gorin aus Seattle patentierten Dezimaltabulator. Mit diesem praktischen Zusatz (er wurde aufgeschraubt) konnten etwa zügig Rechnungen oder Zahlenkolonnen getippt werden. Zehner kamen unter Zehner, Hunderter unter Hunderter, etc. Einem Bericht zufolge stiegen die Verkaufszahlen durch die Option des Dezimaltabulator stark an. 13
Copyright Museums Victoria / CC BY. Photographer: David Thompson
Museums Victoria, https://collections.museumsvictoria.com.au/items/400386

Datenblatt

Modell Remington Standard Typewriter No. 7
Typ Standardschreibmaschine / standard typewriter
Konstrukteur / Erfinder

Weiterführung der Remington Linie; wesentliche Neuerungen durch George Boardman Webb 14

Hersteller Remington
Fabrikationsort Ilion, New York, U.S.A.
Seriennummer (Baujahr) 5166 (1896) 15
Tastatur deutschsprachig
gebaut von – bis 1896 16 – 1914 17
Gesamtstückzahl ca. 248’000 18
Anmerkung Folgende Information habe ich von A. Seaver bekommen: Die offiziellen Produktionslisten hätten  für Modell 7 im Jahr 1898 (n° 20001) begonnen. Frühere No. 7 Seriennummern seien der Numerierung des Modells 6, (das bis auf die Tastaturbelegung baugleich war, Anm.) gefolgt.

 

Bekannte Benutzer

Mehr Remington 7 im Netz

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Notes:

  1. Wikipedia, E. Remington and Sons, http://en.wikipedia.org/wiki/E._Remington_and_Sons (visited 23.10.2010)
  2. Wikipedia, E. Remington and Sons, http://en.wikipedia.org/wiki/E._Remington_and_Sons (visited 23.10.2010)
  3. Wyckoff, Seamans & Benedict. Remington Standard typewriter. New York : Wyckoff, Seamans & Benedict, [188-?]. Online: Repository: Baker Library. Harvard Business School, Institution: Harvard University, https://nrs.harvard.edu/urn-3:HBS.BAKER:410243 (accessed 19 July 2020). Diese Publikation gibt detaillierten Einblick in die Geschichte der Remington Schreibmaschine, sowie des damals aktuellen Verkaufsprogramms. Die Publikation ist auf von 1887 (Jahreszahl auf S. 32 erwähnt) und bis 1888 (Adresswechsel von 339 Broadway, wie in der Broschüre aufgedruckt (so erwähnt in The Phonographic World, January 1888), auf 327 Broadway (so erwähnt in The Phonographic World, March 1888)) zu datieren.
  4. Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 67.
  5. https://typewriterdatabase.com/remington.42.typewriter-serial-number-database
  6. Robert Messenger, On This Day in Typewriter History (XX), George Boardman Webb and his 1888 portable typewriter, online: https://oztypewriter.blogspot.com/2011/06/on-this-day-in-typewriter-history-xx.html (abgerufen am 19. Juli 2020)
  7. Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 69.
  8. A Condensed History of the Writing Machine, Typewriter Topics, October 1923 (Reprint), S. 54.
  9. Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, p. 68 ff.
  10. Alan Seaver, Rem-Rand Serial Numbers, http://machinesoflovinggrace.com/RemRandSerials.htm (visited 19.7.2020).
  11. Vgl. die Zahlen auf Alan Seaver, Rem-Rand Serial Numbers, http://machinesoflovinggrace.com/RemRandSerials.htm (visited 19.7.2020).
  12. Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 67.
  13. United States National Museum, Report on the Progress and Condition of the United States National Museum for the Year ended Jun3 30, 1934, S. 54.
  14. Robert Messenger, On This Day in Typewriter History (XX), George Boardman Webb and his 1888 portable typewriter, online: https://oztypewriter.blogspot.com/2011/06/on-this-day-in-typewriter-history-xx.html (abgerufen am 19. Juli 2020)
  15. https://typewriterdatabase.com/remington.42.typewriter-serial-number-database
  16. https://typewriterdatabase.com/remington.42.typewriter-serial-number-database
  17. Alan Seaver, Rem-Rand Serial Numbers, http://machinesoflovinggrace.com/RemRandSerials.htm (visited 19.10.2010).
  18. https://typewriterdatabase.com/remington.42.typewriter-serial-number-database