Remington Portable Reparatur

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Remington portable No. 2, serial number NM61559, made in the USA in February 1926.

Ich persönlich halte die Remington Portable für eine der schönsten Kleinschreibmaschinen. Die Modelle 1 und 2 mit ihrem aufklappbaren Typenfächer überraschen auch heute noch – oder wieder -, der Gesamteindruck ist der einer kompakten und soliden Kraftbox, und der Anschlag hat seinen Reiz – auch wenn ergonomischere Modelle nachgefolgt sind.

Alles über Remington Portables können Sie auf Richard Polts Remington Portable Seite lesen. Thema hier und heute ist die Reparatur und das Feintuning eines altehrwürdigen Exemplars einer Remington Portable Modell 2, dem in seiner langen Lebensgeschichte einmal übel mitgespielt worden sein muss.

Gefunden und adoptiert wurde sie in Berlin, und die Besitzerin brachte sie zu mir in die Schreibmaschinenklinik. Es fehlten die Spulen, und das mit dem Aufklappen des Typenfächers wollte auch nicht recht klappen. Ich bin der Sache auf den Grund gegangen.

*** ACHTUNG DISCLAIMER: ich bin kein gelernter Schreibmaschinenreparateur und masse mir erst gar nicht an, einen zu spielen – hier bastelt ein Laie, der sich über dies und das Kleine Gelungene freut ***

Aber gehen wir in medias res:

Einige Szenen aus diesen Reparaturschritten:

Links eine (fast) baugleiche Remington Compact, die ich zu Vergleichszwecken beizog.
Alle für diese Reparatur verwendeten Werkzeuge: Stäbchen für Feinzeug und Sachen herausfischen oder festhalten, recht feine Spitzzange zum Erreichen und Geradebiegen der Teile, der Schraubenzieher.
Die nun gerade gebogene Haltestrebe wieder anzuschrauben verlangte eine Geduld – Maschine seitlich stellen und irgendwie fixieren und irgendwann ging’s dann.

An dieser Stelle hätte die Reparatur eigentlich zu Ende sein können – doch die Neugier hat wieder gesiegt. Ich wollte doch schauen, was den Papiereinzug so schlecht machte. Der geneigte Leser, die geneigte Leserin seien gewarnt – mit so einer Neugier kann man/frau sich in Teufels Küche bringen, den Erfolg in den Orkus reissen, neue Schlachtfelder der Reparatur eröffnen, aus denen es vielleicht keinen Aus- und Rückweg mehr gibt! …. doch hier und heute Entwarnung: es wurde noch sehr interessant, und letztlich wurde die Neugier belohnt und von Erfolg gekrönt.

Die Überlegung war ganz einfach: einmal die Walze abnehmen und schauen was den guten Fluss beim Einspannen des Papiers hemmt. Die Ausführung war es zunächst nicht: nach dem Abschrauben des (rechts angebrachten und einzigen) Walzenknopfs liess sich der Eisenstab, auf dem die Walze läuft, wohl ein Stückchen herausziehen, doch nicht genug. Wer hilft? Der Gott der Typosphäre in Person von Backspace does not erase, der glücklicherweise das Entfernen der Walze durchgeführt und für uns dokumentiert hat. Vielen Dank an dieser Stelle! Er bestärkte mich darin, dass ich richtig lag: zuerst den Drehknopf abschrauben, und dann den Stab nach rechts heraus ziehen – es war einfach so, dass dieser nach Jahrzehnten sehr fest sass. Ein beherzter Klopfer mit Metallstift und Hammer von links und der Stab kam heraus. Die Walze liess sich dann gut herausheben.

Es empfiehlt sich dabei, das ganze Gramburi auf der linken Seite der Walze wenn möglich am Platz halten oder sich merken, wie es gruppiert ist, das erspart dann Grübeln beim Wieder-Einsetzen. Generell empfiehlt es sich, jeden Arbeitsschritt kurz zu knipsen (was ich natürlich gerade hier nicht getan habe…).

Also, die Walze ist heraussen, und schon wird offensichtlich, warum sich beim Papiereinspannen nichts bewegte: die kleinen Gegenrollen waren über die Jahrzehnte durch den Lagedruck gegen die Hauptwalze abgeplattet, also auf einer Seite flach geworden und rollten dementsprechend nicht mehr. Interessanterweise betraf das nur die vordere Batterie (von 4) Rollen, während die hintere Reihe den Wandel der Zeit “rund” überstanden hat.

 

Platt, was rund sein sollte.
noch mehr platte Röllchen.

Was tun, sprach Zeus? (meine Oma hat das immer sehr gern gesagt). Zuerst einmal nachmessen. Die Walzen sind ca. 7mm im Durchmesser, mit einem inneren Durchmesser von 5mm (kann man erst messen, wenn der Gummimantel entfernt ist).

ca. 7mm Durchmesser.

Die kleinen Rollen bestehen aus einem Metallzylinder im Inneren, der auf einen Metallstab gefädelt sind und dadurch reibungslos rotieren. Umgeben sind sie von einem Kautschukmantel, also einer kleinen Gummirolle.

Also erst einmal alle Röllchen rausnehmen:

schmaler Stab zum Herausstossen der Metallstäbchens, auf dem die Rollen aufgefädelt sind.

Jetzt konnte ich die Gummiröllchen endlich filetieren und näher untersuchen und abmessen.

Stab mit einer Rolle, Originalzustand, und der zweiten schon entmantelt – es bleibt der Metallkern.

Wo hernehmen neu? Die Luxusvariante ist, sich gleich die grosse Walze und auch die Nebenröllchen neu überziehen zu lassen. Einige Firmen machen das noch, in der Schweiz etwa die Typ AG in Solothurn. Die Firma kann ich auch wärmstens empfehlen.

Für das kleine Budget oder einfach einmal zum Ausprobieren dachte ich aber daran, es einmal mit einem Gummischlauch aus dem Baumarkt, Abteilung Garten, zu versuchen. Gesagt, getan. 1 Meter Schlauch mit 4mm Öffnung und 2mm Wandstärke – das, so hoffte ich, kommt in etwa hin zum originalen 5mm Kernrollendurchmesser mit ca. 2mm Gummiüberzug.

Das hier war der andere Probeschlauch – im Endeffekt hat der grüne gepasst.
Pi mal Daumen die Länge der Rolle gemessen (ca. 12 mm) und derart den Schlauch abgeschnitten.

Nice! Vielleicht ein Etzerl dünner als das Original, but let’s give it a try!
Die neuen “feedrollers” eingesetzt.
Jetzt die Walze wieder einsetzen – links beim Hebel übrigens das ganze Gramuri zu sehen, das gottseidank halbwegs beisammen geblieben ist (den Metallstab hab ich gar nie ganz rausgezogen, zum Bewegen bzw. Deblockieren des Wagens ist es aber fast nötig). Die Walze ging mit ein bisschen drucksen halbwegs problemlos wieder rein.

Voilà wir sind fertig!

type check nach effektiv gut gleitendem Einspannen

So, das war jetzt etwas langwierig, das alles zu Dokumentieren und aufzuschreiben, aber vielleicht gefällt’s ja wem/wer.

Nach der Pflicht die Kür – die Remington Portable ist bereit zum Photographieren.