Pelikan Farbbanddosen und das Pelikan Logo
Bei mir haben sich inzwischen einige Farbbanddosen der Marke Pelikan angesammelt. Ich mag sie, Farbgestaltung und Design sind bunt und klar, und irgendwie sympathisch. Hat das mit der fürsorglichen Pelikanmutter zu tun? Eine Recherche förderte doch so Einiges zu Tage. Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Teil von: Farbbänder und Farbbanddosen
Gedankt sei vorab Dr. Detmar Schäfer, Firmenjustiziar bei Pelikan, 1 der ein wunderbares Buch über die Geschichte des Pelikan-Logos mit dem Titel “Pelikan. Die Marke. Wie das Küken ins Nest kam und wann wie viele” geschrieben hat, das 2013 erschien. 2 Diese grosszügige Publikation, die für den vorliegenden Beitrag mit Gewinn konsultiert wurde, sei jedem ans Herz gelegt. Das Buch ist auch auf Englisch erhältlich. 3
Vom Pelikan und den Küken
Die heutige Pelikan Holding AG 4 hat ihren Ursprung in einem 1832 von Carl Hornemann (1811 – 1886) 5 gegründeten Tinten- und Farbengeschäft. 6 1863 trat Günther Wagner (1842 – 1930) 7 als Chemiker und Werkführer in das Unternehmen ein. 8 1871 9 übernahm Wagner die Firma. Nach einer Übergangszeit als “Carl Hornemann Nachf.” wurde der Firmennamen bald auf “Günther Wagner” geändert. 10
Günther Wagner höchstpersönlich war es nun, der in den 1870er Jahren die Abbildung eines Pelikans als Produktmarke schuf. Der Vorläufer des berühmten kreisrunden Pelikan-Logos mit der Abbildung des Pelikans mit den Küken wurde erstmals auf der Verpackung von Malfarben für Kinder, den sogenannten “Kleinen Honigfarben”, verwendet. 11 Es handelt sich um eine Abwandlung des Wagner’schen Familienwappens. Wagner setzte für diese erste Version der Bildmarke drei Pelikan-Küken ins Nest, was der damaligen Anzahl seiner Kinder entsprach.
Am 27. November 1878 wurde das Pelikan-Logo (Fachbegriff: Pelikan-Bildmarke) als Schutzmarke eingetragen und ist somit eine der ältesten eingetragenen Bildmarken in Deutschland. Für den Zweck der Anmeldung wurde die Druckerei J.C. König und Ebhardt in Hannover mit der Bildgestaltung beauftragt. Da im Wagner’schen Haushalt ein später Gretchen genanntes Kind unterwegs war, wurde spontan die Zahl der Küken im Nest auf vier erhöht. 12
Die weitere Entwicklung der Marke Pelikan fand massgeblich unter der Ägide von Fritz Beindorff (1860 – 1944) 13 statt. Beindorff trat 1881 in die Firma Günther Wagner ein. 1888 heiratete er Elisabeth, Günther Wagners Tochter. 1894 wurde er zum Teilhaber, und 1895 zum Alleininhaber der Firma.
Unter seiner Führung wurde bei der Vermarktung der Produkte die Marke “Pelikan” mehr und mehr gegenüber dem eigentlichen Firmennamen Günther Wagner in den Mittelpunkt gestellt. 14 Er war es, der namhafte Künstler in die Produktgestaltung einband und deren Entwicklung eng überwachte. So war es auch bei den Pelikan Farbbanddosen.
Pelikan-Farbbanddosen über die Jahre
1904
Pelikan Farbbänder (Schreibbänder) dürften 1904 auf den Markt gekommen sein. 15
Oben abgebildete Dose ist die älteste in meiner Sammlung. Der Schriftzug “”Pelikan”-Schreibband” (eben mit Anführungszeichen im Original) ist dominant gegenüber dem Bild der “Schutz-Marke”, das als Medaillon im linken unteren Eck des Deckels aufscheint. Der Pelikan / die Pelikanin auf der Abbildung füttert vier Junge. Weitere Aufschriften sind “GÜNTHER WAGNER / HANNOVER & WIEN / Gegründet 1938. / 40 Auszeichnungen” am Deckel oben, sowie “GÜNTHER WAGNER, HANNOVER & WIEN” (Deckelrand links) und “GÜNTHER WAGNER / Fabricas en Hanover y Viena” (Deckelrand rechts). Die Dose misst 6 x 6 x 4 cm. Ein Aufdruck am Dosenboden verrät, dass sie ursprünglich ein “25 mm” Farbband enthielt, also ein Farbband mit 25 mm Durchmesser, was die relative Höhe der Dose erklärt.
Für die Altersbestimmung können wir uns sowohl an den Schriftzug als auch an die Abbildung des Pelikans halten. Der verwendete Schriftzug “”Pelikan”” stammt nach Informationen in Schäfer 2013 aus dem Jahr 1907. 16 1913 17 wurde der Schriftzug leicht angepasst, so dass die gezeigte Dose vor 1913 entstanden sein muss.
Die Zeichnung des Pelikans in der Bildmarke ist noch der ursprünglichen Schutzmarke von 1878 sehr ähnlich, ähnlicher jedoch der angepassten Version von 1898. 18
Auf der Verpackung einer Flasche Roter Pelikan-Tinte fand ich eine sehr ähnliche Abbildung des Pelikan-Logos:
1923/24: Lucian Bernhards Farbbanddose
Grundlegend überarbeitet wurde die Farbbanddose im Jahr 1923. Niemand geringerer als Lucian Bernhard (1883 – 1972) 19 wurde in diesem Jahr mit der Neugestaltung der Pelikan Schreibbanddose beauftragt. 20 Die Markteinführung dürfte 1924 stattgefunden haben. 21
Diese Dose ist wohl das, was man als grossen Wurf bezeichnet. Von der Grundfarbe pastellgrün bzw. -blau heben sich eine rote und gelbe Umrahmung des ansonsten auf schwarzem Grund aufgebrachten Logos ab. Die Bildmarke mit dem Pelikan in pastellgrün bzw. -blau steht über dem orangen Schriftzug. Beide Elemente wirken in Balance, keines dominiert das andere.
Für die Bildmarke griff Lucian Bernhard auf die von Emil-Werner Baule (1870 – 1953) 22 im Jahr 1910 geschaffene Version zurück. Die Konturen sind jedoch aufgefüllt, so dass der Eindruck eines pastellfarbenen Scherenschnitts auf schwarzem Grund entsteht.
Der Schriftzug entspricht dem von der Firma 1921 eingeführten, 23 als die Anführungszeichen um den Namen “Pelikan” fortgelassen wurden. 24 Auf dem von Bernhard 1923 geschaffenen Plakat sieht man allerdings unter der die Dose umlaufende Binde noch die Anführungszeichen hervorgucken. 25 Auf dem von Lucian Zabel (1893 – 1936) geschaffenen Plakat von 1924 sind die Anführungszeichen auch schon wieder verschwunden. 26
Bernhards Dose mit Hadanks Bildmarke
Oskar Hermann Werner Hadank, besser bekannt als O.H.W. Hadank (1889 – 1965) 27entwarf erstmals im Jahr 1922 eine Bildmarke für Günther Wagner. 28 Die von Hadank erarbeitete Version kam auf verschiedenen Pelikan-Produkten zum Einsatz, zunächst aber nicht auf der Farbbanddose, mit der ja Lucian Bernhard beauftragt worden war.
Nach Schäfer 2013 liess Fritz Beindorf im Jahr 1932 Hadanks Bildmarke von 1922 überarbeiten und sie in der Folge auch auf die Büroartikel, somit auch auf den Schreibbanddosen, aufbringen. 29 Wann genau die Einführung der neuen Aufmachung erfolgte, gilt es zu bestätigen. Meine Vermutung fällt auf 1936, da ein dementsprechendes Datum in einem Prospekt genannt wird. 30
Daraus ergab sich eine neue Aufmachung der Schreibbanddose, die als Basis den Entwurf von L. Bernhard verwendete, jedoch mit der neugestalteten Bildmarke von O.H.W. Hadank.
Ein Bespiel ist die oben gezeigte Dose. Bildgleich finden wir sie auf einem Werbeplakat von L. Zabel aus dem Jahr 1937. 31
Die Bildmarke ist nunmehr von zwei Kreisen, innen fein und aussen dick gezogen, umgeben.
Dem orangen Schriftzug fehlt der gelbe Schattenwurf der früheren Version.
Neben der Blechdose gab es auch eine Ausführung in Kunststoff (rund, Deckel goldfarben). 32
[Bild fehlt]
1937: Zwei Küken
1937 beauftrage Fritz Beindorff O.H.W. Hadank mit einem Neuentwurf sowohl des Pelikan Schriftzugs als auch der Bildmarke. 33
Resultat war ein Schriftzug, der am vereinfachten “a” leicht zu erkennen ist.
Für die Bildmarke scheint die Neugestaltung radikaler: gleich zwei Küken werden aus dem Nest geworfen, es bleiben nur noch zwei. Das Nest wird weiter stilisiert, es ist auf eine Schale reduziert, die Äste sind nicht mehr sichtbar. Die Neugestaltung sollte Bestand haben: bis 2003 wurde die Bildmarke nicht mehr weiter verändert.
Farbbanddosen mit dem Logo mit nur zwei Küken gab in in der L. Bernhard-Dose in Blech, sowie in Bakelit mit goldfarbenem Deckel.
[Bild Blechdose: noch auf der Suche]
Von der Bakelitdose gibt es wiederum verschiedene Ausführungen. Die hier zunächst gezeigte, mit Linien gestalte Ausführung, wirkt älter als die als Relief gepresste.
Hier eine Werbeanzeige vom Oktober 1945, die obige Dose zeigt:
1959
Ab 1959 34 sind Schriftzug und Bildmarke auf der Farbbanddose in neuer Balance. Sie stehen gleichberechtigt nebeneinander. Ab 1968 wird diese Art der Darstellung auf die gesamte Pelikan-Produktpalette ausgeweitet. 35
Hadanks Pelikan-Bildmarke von 1937 überdauerte Jahrzehnte. Hier ein Beispiel eines Farbbands jüngeren Datums mit Verpackung aus Karton:
2003: Ein Küken
Ab 2003 36 ist dann nur mehr ein einziges Küken im Nest…
© typewriters.ch 2015 Erstfassung 30. August 2015, letzter update 20. September 2015.
Notes:
- http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Pelikan-feiert-175.-Geburtstag (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013 ↩
- http://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/en_US_INTL.CMS.displayCMS.151367./pelikan-the-brand ↩
- AA.VV., Pelikan Holding, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pelikan_Holding&oldid=145643342 (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- AA.VV., Carl Hornemann, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_Hornemann&oldid=144345460 (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S.8 ↩
- AA.VV., Günther Wagner (Unternehmer), in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=G%C3%BCnther_Wagner_(Unternehmer)&oldid=142249181 (abgerufen am6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S.8 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S.8 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 12 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S.8 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 20, 22 ↩
- Beindorff, Klaus, Eintrag Beindorff, Fritz, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 20 [Onlinefassung], URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn117717169.html (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 28 ↩
- Vgl. die Abbildung des Plakatentwurfs “Cintas “Pelikan”” aus 1904, in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 36; vgl. Abbildung einer Farbbandverpackung von 1904 in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 136 ↩
- Bildtafel in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 5 ↩
- Bildtafel in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S.5 ↩
- Bildtafel in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 4 ↩
- AA.VV., Lucian Bernhard, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lucian_Bernhard&oldid=143449738 (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 110 ↩
- Vgl. die Abbildung aus einer Pelikan-Publikation über Schreibbänder einer mit 1924 datierten Dose in Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 136 ↩
- AA.VV., Emil-Werner Baule, in: Wikipedia, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Emil-Werner_Baule&oldid=144955067 (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Bildtafel in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 5 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 82 ↩
- Abbildung in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 111 ↩
- Abbildung in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 113 ↩
- AA. VV., Oskar Hermann Werner Hadank, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Oskar_Hermann_Werner_Hadank&oldid=142346914 (abgerufen am 6. September 2015) ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 62 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 114 ↩
- Zu sehen in Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 136 ↩
- Abgebildet in Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 115 ↩
- Zu sehen in Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 136 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 118-127. ↩
- Datum aus Broschüre, gezeigt in Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 136 ↩
- Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013, S. 144 ↩
- Bildtafel in: Detmar Schäfer, Pelikan, die Marke / Detmar Schäfer, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2013 ↩